Mittwoch, 22. April 2020
In jedem Übel steckt etwas Gutes. So schwer es auch fällt, diese alte Weisheit angesichts der aktuellen Zustände und der drohenden Rezession zu glauben, gibt es viele Lebens- und Geschäftsbereiche, die dies beweisen. Zu ihnen zählt die derzeit aufblühende Solidarität und gewachsene Kommunikation. Ihr Medium ist vielerorts digital. Daher ist es nur folgerichtig, von einem echten Aufschwung der Digitalisierung zu sprechen – auch in der Immobilienwirtschaft. Denn Not macht eben erfinderisch und innovativ.
Von Heike Gündling, Managing Director Real Estate, Eucon Digital GmbH
„Die Party ist noch nicht vorbei“: In den vergangenen Jahren zählte dieser Satz zu den bevorzugten Schlagzeilen in Berichten über die Immobilienwirtschaft. Nun ist definitiv eine andere Situation eingetreten. Die derzeitigen Analysen der großen Immobilien-Researcher spiegeln eine Ambivalenz von Sorge und Optimismus wider. Wie Colliers in einer Ende März veröffentlichten Umfrage ermittelte, herrscht nur bei 32 Prozent der befragten Immobilieninvestoren derzeit ein paralysierter Zustand. 68 Prozent wollen – Stand jetzt – ihre gewohnte Transaktionspolitik in Kürze wieder aufnehmen. Für einige Nutzungsarten erwarten die Befragten sogar steigende Mieten und Renditen. Hierzu zählen insbesondere Logistikflächen. Hotels und Einzelhandel müssen sich hingegen auf massive Mietstürze einstellen.
Neben dem gemischten Blick in die Zukunft gibt es ein neues Bewusstsein für das, was jetzt getan werden kann. Durch den aktuellen Zwang zu einer gewissen Passivität nach außen rückt die Verbesserung interner Prozesse in den Fokus. Schon vorher bestehende digitale Instrumente erfahren nun erstmalig eine selbstverständliche Nutzung: Ob Homeoffice mit VPN-Zugang, Videokonferenz oder Cloud-Service – noch nie hat die Immobilienbranche so digital gearbeitet wie dieser Tage. Dies beweist vor allem: wenn sie nur will bzw. muss, dann kann sie es auch. Der Branchenverband Bitkom sieht bereits eine große Chance für eine umfassende Digitalisierung zahlreicher Branchen. Denn, so heißt es in einer Erklärung der Digital-Lobbyisten, „in der Vergangenheit hat man sich zu viel Zeit gelassen mit der Digitalisierung“. Nun gibt es keine andere Wahl, als schnellstens möglichst viele Geschäftsbereiche und Unternehmensprozesse auf die digitale Schiene zu verlegen. Die Corona-Krise wird die Digitalisierung in Deutschland folglich ein ganzes Stück beschleunigen.
Digitales Arbeiten in der Immobilienwirtschaft fördern
Genau vor diesem Hintergrund stellen die Researcher von Jones Lang LaSalle (JLL) in einer Mitte März erschienenen Analyse fest, dass Resilienz, also die Widerstandsfähigkeit der Branche gegenüber Krisen, an erster Stelle der Agenda stehen muss. In dieser Hinsicht empfehlen sie die dauerhafte Einrichtung der Remote-Arbeit. Die Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes schützt vor horrenden Mietpreisen, Gesundheitsrisiken für die Belegschaft und Sicherheitskrisen. Doch wenn Homeoffice zu einer permanenten Alternative werden soll, muss zwangsläufig der Zugang des Mitarbeiters zu den für ihn relevanten Dokumenten sichergestellt sein. VPN- und Cloud-Zugänge sind hierfür eine notwendige Bedingung. Doch die digitale Arbeit von zu Hause aus ist ad absurdum geführt, solange die notwendigen Dokumente unvollständig, unsortiert oder falsch abgelegt sind.
Daher ist jetzt die entscheidende Chance gekommen, eine umfassende Digitalisierung in Angriff zu nehmen. Analoge Dokumente müssen dann der Vergangenheit angehören oder zumindest strukturiert als digitale Kopie verfügbar sein. Die Ablage muss bestimmten Ordnungsprinzipien folgen. Künstliche Intelligenz ist hierbei eine wesentliche Stütze. Viele KI-basierte Produkte sind längst verfügbar. Das Ziel muss nun sein, einen wirklich vollständigen digitalen Prozess zu etablieren – ohne Medienbrüche, ohne Suchaufwand und durch alleinige Nutzung mobiler Endgeräte.
Wo starten mit der Digitalisierung? – Massendokumente und repetitive Vorgänge
Wer bislang keine Notwendigkeit für digitale Prozesse sah, darf die nun notwendigen Schritte nicht im Hauruck-Verfahren einführen. Es bedarf vielmehr einer Gesamtstrategie, die einzelne, besonders geeignete Bereiche für die Digitalisierung identifiziert. Dabei bilden Anzahl und ein wiederkehrendes Schema des Dokumententyps die entscheidenden Kriterien. Rechnungen beispielsweise fallen auch beim durchschnittlichen mittelständischen Immobilienunternehmen im Jahr mühelos in fünfstelliger Zahl an. Zugleich haben sie einen standardisierten Aufbau. Daher eignen sie sich in besonderer Weise für eine Massenerkennung und -strukturierung durch smarte Technologien der Künstlichen Intelligenz. Intelligente Algorithmen helfen Sachbearbeitern, Rechnungen effizienter zu prüfen und Prozesse zu vereinfachen. Einmal klar kategorisiert abgelegt, hat der Mitarbeiter dann von überall darauf Zugriff.
Jede Krise hat also ihr Gutes. Die neue Akzeptanz digitaler Tools bildet eine der wesentlichen positiven Folgen der Corona-Pandemie. Für eine geordnete und effiziente Digitalisierung sollten die Unternehmen auf erfahrene Dienstleister zurückgreifen, die sowohl über das technische Know-how als auch die Prozesserfahrung aus einem umfangreichen Track Record erfolgter Software-Implementierungen verfügen.
Verfasst von Eucon Digital